UNESCO Weltkulturerbe Donaulimes
Am 30. Juli 2021 wurde der Donaulimes unter der Bezeichnung „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes (westliches Segment)“ in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.
Das „westliche Segment“ des Donaulimes beginnt oberhalb von Regensburg und erstreckt sich bis unterhalb von Bratislava. Auf dieser Strecke von knapp 600 Kilometern befinden sich 33 ausgewählte Orte mit römischen Baudenkmälern (22 in Österreich, 9 in Bayern, 2 in der Slowakei). Ungarn, das über zahlreiche römische Fundstellen entlang der Donau verfügt, ist bedauerlicherweise aus diesem gemeinsamen transnationalen Projekt ausgestiegen.
Die im Sinne eines „seriellen Denkmals“ entlang der Donau wie auf einer Perlenkette aufgereihten Römerorte mit ihren Bauwerken stellen nach der UNESCO-Definition ein Denkmal von „außergewöhnlichem universellen Wert“ für die Menschheit dar, das zu bewahren und zu erhalten ist. Die Schutzfunktion steht an erster Stelle, der Status „Welterbe“ soll aber auch helfen, diese Denkmäler bekannt zu machen und das Interesse von Besuchern zu fördern.
Historisch einzigartig
Die historische Einzigartigkeit des Donaulimes beruht auf seiner Dimension und seinen vielfältigen Funktionen:
Das Grundgerüst bildete eine Kette militärischer Stützpunkte, von Legionslagern über Kastelle bis zu Wachtürmen, entsprechend den Erfordernissen des jeweiligen Limesabschnitts. Wo solche Anlagen bis heute vorhanden sind, zeugen sie von einer hochentwickelten Militärarchitektur. Die parallel zur Donau angelegte Limesstraße stellte eine großräumige West-Ost-Verkehrsverbindung dar, ebenso der durch eine Donauflotille gesicherte Schiffsverkehr. Sie hatten nicht nur militärischen Aufgaben, sondern dienten auch dem zivilen Personen- und Warenverkehr. In friedlichen Zeiten ermöglichte der Limes die kontrollierte Passage von Menschen und von Gütern.
Über die militärische Sicherung hinaus förderte Rom den zivilen Ausbau der Grenzregion. Mit den entstehenden Städten und Siedlungen gelangten römische Kultur und Traditionen bis in diese entlegenen Regionen des Reiches. Römische Siedlungskerne und Straßenverbindungen prägen vielfach bis heute das Erscheinungsbild des Donaugebietes.
Weltkulturerbe in Zeiselmauer
Unter den Welterbestätten am österreichischen Donaulimes gehört Zeiselmauer zu den wenigen, die über weitgehend erhaltene römische Bauwerke verfügen. Im November 2015 stimmte der Gemeinderat von Zeiselmauer-Wolfpassing der Aufnahme folgender Bauwerke in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu:
Kirche bzw. Unterkirche (Fahnenheiligtum) mit Kirchenplatz, Volksschule mit Hufeisenturm, Körnerkasten und Fächerturm mit der dazwischenliegenden östlichen Lagermauer und das Kleinkastell (Burgus). Da diese Kernzone schon bisher unter Schutz stand, änderte sich für die Eigentümer der Liegenschaften nichts.
Auf Wunsch der UNESCO wurde 2019 die Pufferzone als „Gebiet von archäologischem Interesse“ erweitert: Im Norden bis zum Hauptgraben, im Süden bis zur Altmanngasse. Da es sich um Bauland im Ortsgebiet handelt, gibt es keine weiteren Einschränkungen, bei Bauarbeiten ist jedoch eine „erhöhte Aufmerksamkeit“ erforderlich, sowie eine Vorausinformation des Bundesdenkmalamtes.
Im September 2018 wurde der antike Baubestand von Zeiselmauer durch Experten des Internationalen Denkmalrates ICOMOS begutachtet und evaluiert. Als Ergebnis wurde festgehalten:
Obwohl der Gesamteindruck des Kastells durch Überbauung und spätere Nutzung beeinträchtigt ist, weisen die einzelnen Objekte einen hervorragenden Erhaltungszustand auf, die vorhandene Bausubstanz ist weitestgehend authentisch.
Grenzen des Römischen Reiches
Mit dem transnationalen Projekt „Frontiers of the Roman Empire“ soll eines Tages das gesamte Römische Grenzsystem auf einer Länge von ca. 7.500 km unter Schutz gestellt werden, eine Dimension, die nur von der Chinesischen Mauer übertroffen wird. Dazu zählen die europäischen Abschnitte, der „Limes Arabicus“ im Vorderen Orient und in Nordafrika der „Limes Africanus“.
In Europa ist das Projekt am weitesten gediehen:
Der „Hadrianswall“ in Großbritannien wurde bereits 1987 zum UNESCO-Welterbe erklärt, der in Schottland parallel verlaufende „Antoninuswall“ folgte 2008. Auf dem Kontinent schließt entlang der Rheingrenze in Holland und Deutschland der über 400 km lange „Niedergermanische Limes“ an (2021), sowie die 550 km lange Festlandgrenze zwischen Rhein und Donau, der „Obergermanisch-Rätische Limes“ (2005). Mit den knapp 600 Kilometern des westlichen Segments des „Donaulimes“ (2021) sind nun 5 markante Limesabschnitte in Nordwesteuropa UNESCO-Welterbe. Die Einbeziehung der weiteren 1.800 km langen Donaugrenze von Ungarn zur Mündung in das Schwarze Meer hängt vom Interesse und von der Kooperationsbereitschaft der Anrainerstaaten ab.