Limeswand

Der Donaulimes – eine vergängliche Grenze

400 Jahre bildete der Donaulimes die befestigte Grenze des Römischen Reiches.
Aber auch sie war nicht von Dauer.

ÓLIM LÍMES ERÁT, SED ET LÍMITIS ÉFFLUIT AÉTAS

Einst (olim) war (erat) der Limes (limes), aber (sed) auch (et)
die Zeit (aetas) einer Grenze (limitis) läuft ab (effluit).

Text: Bernhard Kreuz
Die sechs Betonungszeichen markieren den Hexameter-Rhythmus des Satzes.

JANUS UND JUSTITIA

Konzept und Ausführung: Arnold Polacek*)

JANUS – der zweigesichtige Gott

Er ist einer der wenigen typisch römischen Götter, die kein griechisches Gegenstück haben. Ursprünglich nutzt er seine Fähigkeit, in zwei Richtungen zu sehen, wohl als eine Art Wächter-Gott. Im Lauf der Zeit steht er mit seinen zwei Gesichtern generell für die Zweiseitigkeit von Grenzen und Übergängen, räumlich und zeitlich (von Jahr zu Jahr: „Januar“). Auch mit der Grenze von Krieg und Frieden hat er zu tun: Sein Tempel auf dem römischen Forum war seit Augustus im Frieden geschlossen und stand in Kriegszeiten (also meistens) offen.

Für unsere Darstellung stand die Schönbrunner Janus-Statue Pate.

Die Janus-Statue im Schönbrunner Schlosspark

Sie wurde 1780 von Wilhelm Beyer für die Ausgestaltung des Parks mit einem mythologischen Programm geschaffen und steht im „großen Parterre“ vor der Nordwestecke des Schlosses. Dort reicht sie übrigens einer hier nicht dargestellten zweiten Figur die Hand: Bellona, der römischen Kriegsgöttin. Janus, der immer beide Seiten sowie Vergangenheit und Zukunft sieht, kann offenbar Aggression beruhigen, arbeitet aber auch mit ihr zusammen.

JUSTITIA – Göttin der Ausgewogenheit und der Gerechtigkeit

Auch sie ist eine Art Grenzerscheinung: Als griechische Göttin der Gerechtigkeit finden wir sie mit dem Ausgewogenheits-Symbol der Waage am Sternenhimmel. Von dieser allgemeinen Gerechtigkeit unterscheidet sich die römische Göttin Justitia durch die Verkörperung des ganz konkreten Rechts (ius), das innerhalb der Grenzen eines Staates gilt. Dort herrscht die so verstandene Justitia mit den Symbolen für Wohlstand und für Strafe (Füllhorn und Schwert).

Vorbild für unsere Darstellung war die bekannte Justitia-Statue im Wiener Justizpalast. Wir zeigen sie allerdings ohne Schwert, aber mit einer Waage als Symbol der allgemeinen, der ausgleichenden Gerechtigkeit.

Die Justitia-Statue im Wiener Justizpalast

Die Monumentalstatue des auch in vielen anderen Bauten der Wiener Ringstraße vertretenen Bildhauers Emanuel Pendl thront in der Aula des 1881 eröffneten Justizpalastes. Mit sehr dominantem Schwert und aufgeschlagenem Gesetzbuch entspricht diese Darstellung deutlich dem zweiten der beiden Justitia-Typen.

Wo die schwertlose Justitia Klarheit und Verlässlichkeit vermittelt, steht Janus für die Vergeblichkeit,
Zukunft und Sicherheit mittels Grenzen endgültig festzulegen.*

*) Arnold Polacek: Studium der Bildhauerei und des Lehramts für Bildnerische Erziehung und Werken, Kunsterzieher von 1985-2023.

Die charakteristische Oberflächenstruktur dieser Wand verdanken wir einer Idee Hans Ubls, des langjährigen Leiters der Ausgrabungen in Zeiselmauer. Der Abdruck einer Schilfmatte in Ton hatte sich in einem der spätantiken Gebäude gefunden und lieferte die Anregung, die Beton-Oberfläche dieser Wand durch Eindrücken einer Schilfmatte zu gestalten.

Das lateinische Canna für Schilf steckt vielleicht in unserem Ortsnamen Cannabiaca.